Um die ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe in Stadt und Region Hannover zu unterstützen und gezielt zu stärken, haben verschiedene kirchliche Träger ein Angebot von verschiedenen Fortbildungen zu den Themen Asyl- und Ausländerrecht, besseres Verständnis von Menschen aus dem arabischen Raum, zum Umgang mit traumatisierten Menschen, zu schwierigen Situationen im Ehrenamt, Integration in Arbeit sowie Argumente gegen rechte Parolen zusammengestellt.
Beteiligt sind das Diakonische Werk Hannover und das Evangelische Flüchtlingsnetzwerk, der Caritasverband Hannover mit dem Netzwerk katholische Flüchtlingsarbeit, die Evangelische und die Katholische Erwachsenenbildung Region Hannover/Niedersachsen Mitte, das Haus kirchlicher Dienste mit seinem Arbeitsfeld Migration und Integration und der Pastoralpsychologische Dienst im Zentrum für Seelsorge.
Hier finden Sie den Flyer mit den Angeboten für das zweite Halbjahr zum Herunterladen.
Um die ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe im Sprengel Hannover zu unterstützen und gezielt zu stärken, haben verschiedene evangelische Träger ein Angebot entwickelt: Erstmals werden unterschiedliche Fortbildungsformate als gemeinsames Projekt angeboten.
Beteiligt sind das Diakonische Werk Hannover und das Evangelische Flüchtlingsnetzwerk, die Evangelische Erwachsenenbildung Region Hannover/Niedersachsen Mitte, das Haus kirchlicher Dienste mit seinem Arbeitsfeld Migration und Integration und der Pastoralpsychologische Dienst im Zentrum für Seelsorge.
Hier finden Sie den Flyer mit den Angeboten für das erste Halbjahr zum Herunterladen.
Hannover (epd). Die Start-Stiftung schreibt erneut Stipendien für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund aus. Vom 15. März bis zum 20. Mai können sich Interessierte online um die Förderung bewerben, teilte die Stiftung am Montag mit. Das Programm umfasse ein monatliches Bildungsgeld von 100 Euro, eine Computer-Grundausstattung sowie Bildungsseminare, Beratungen und Exkursionen.
Das Bewerbungsverfahren richtet sich den Angaben zufolge erstmals speziell an Heranwachsende, die erst maximal fünf Jahre in Deutschland leben. Die Stiftung wolle damit neu zugewanderte junge Menschen bei der langfristigen Integration unterstützen, sagte Geschäftsführer Robert Hasse. Bundesweit würden aktuell rund 630 Jugendliche aus etwa 80 Herkunftsländern gefördert.
Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) lobte die Neuauflage der Initiative. Schon in der Vergangenheit hätten auch in Niedersachsen viele Schülerinnen und Schüler die Möglichkeiten des Stipendiums für sich genutzt, sagte sie in Hannover. Zurzeit gibt es 39 Stipendiaten im Bundesland. Die Ministerin begrüßte ausdrücklich, dass der Schwerpunkt auf neu Zugewanderte gesetzt werde. "Es ist ein guter zusätzlicher Baustein in unseren Bemühungen, diejenigen, die zu uns kommen, in Niedersachsen aufzunehmen und sie zu integrieren."
Die Start-Stiftung ist eine Tochter der gemeinnützigen Hertie-Stiftung und wird bundesweit von rund 120 Kooperationspartnern unterstützt. Das Start-Stipendium ist nach eigenen Angaben die bundesweit größte Bildungsinitiative für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Sie ist in 14 Bundesländern aktiv.
Bewerbung
Bewerben können sich Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte (bis zu 5 Jahre in Deutschland).
Es werden alle Schulformen zugelassen. Zum Bewerbungszeitpunkt sollten die Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 21 Jahren alt sein, mindestens die 8. Klasse besuchen und noch mindestens zwei weitere Schuljahre vor sich haben. Die Bewerbung ist vom 15. März bis zum 20. Mai 2016 online unter www.start-stiftung.de möglich.
Die finale Auswahl wird nach persönlichen Gesprächen getroffen.
Hardegsen/Kr. Northeim (epd). Die Stadt und die beiden Kirchengemeinden in Hardegsen am Solling reagieren mit einem "Offenen Bürgerfrühstück" auf den Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft des Ortes. Gleichzeitig werde mit der Veranstaltung an diesem Sonntag das einjährige Bestehen des "Runden Tisches für Flüchtlingsbetreuung und Willkommenskultur" gefeiert, sagte der evangelische Pfarrer Bernd Ranke. Die Einladung richte sich an die Einwohner der Stadt und der Umgebung sowie an "alle Menschen, die zu uns geflüchtet sind".
"Wir verurteilen auf das Schärfste Gewalt gegen alle unsere Mitmenschen und Fremdenfeindlichkeit gegen Flüchtlinge", sagte Ranke weiter. Anfang Februar hatten Unbekannte in der Stadt ein Gebäude attackiert, in dem Flüchtlinge untergebracht sind. Die Täter warfen eine Scheibe ein und sprühten ausländerfeindliche Parolen auf eine Hauswand. Gegen den Angriff hatten bereits am vergangenen Sonnabend rund 150 Menschen in Hardegsen demonstriert.
Zu dem Bürgerfrühstück im Burgstall der Hardegser Burg sollen alle Teilnehmer ihre Lieblingsspeisen mitbringen und diese mit anderen Gästen teilen. Bei dem Treffen wollen sich auch die Arbeitsgruppen des "Runden Tisches" vorstellen.
Hannover/Bleckede. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, die Diakonie in Niedersachsen sowie der Kirchenkreis Bleckede und der Kitaverband Lüneburg distanzieren sich hiermit in aller Deutlichkeit von dem Aushang der Evangelischen Kindertagesstätte Bleckede zur Nichtanstellung eines syrischen Zufluchtsuchenden. Die sehr unglückliche Formulierung könnte unterstellen, es bestehe bei männlichen Zufluchtsuchenden generell Anlass zu Sorge vor Übergriffigkeiten. Dies ist in keiner Weise die Haltung der Landeskirche Hannovers und ihrer Diakonie, des Kirchkreises Bleckede und des Trägerverbandes Lüneburg im Umgang mit Zufluchtsuchenden. Wir bedauern diesen Vorfall zutiefst.
Die Kitaleitung hat mit dem Aushang eigenmächtig, unüberlegt und ohne Absprache gehandelt. Sie hat die Folgen ihres Handelns nicht überblickt.
Zum Hintergrund: Die Kindertagesstätte hat überlegt, einen zufluchtsuchenden Mann aus Syrien als Hilfskraft befristet anzustellen. Nicht gedacht war ein Einsatz mit pädagogischen Aufgaben in den Kindergruppen. Damit wird die grundsätzliche Haltung deutlich, dass kirchliche und diakonische Einrichtungen und Initiativen aktiv die Integration der Menschen fördern, die zu uns kommen. Eine Beschäftigung von Zufluchtsuchenden ist hierzu eine gute Möglichkeit.
Im konkreten Fall konnte die Anstellung nicht realisiert werden, da Mitarbeitende in einer Kita grundsätzlich ein polizeiliches erweitertes Führungszeugnis beibringen müssen. Dies konnte nicht erfolgen, da dies Zufluchtsuchenden nicht ausgestellt werden kann. Die Nichtanstellung ist somit kein Urteil über die konkrete Person gewesen. Unabhängig davon entstand unter einigen Eltern eine grundsätzliche Sorge, einen ausländischen Mann auf dem Gelände der Kita arbeiten zu lassen. Offensichtlich hatte die Kita-Leitung das Gefühl, auf eine aufkommende Stimmung der Eltern entschärfend reagieren zu müssen. Daher ist es zu dem unbedachten Aushang gekommen.
In aller Deutlichkeit muss gesagt werden: Der Grund für die Nichtanstellung des zufluchtsuchenden Mannes aus Syrien liegt nicht in den Bedenken einiger Eltern begründet, sondern allein in der Tatsache, dass das Führungszeugnis nicht vorgelegt werden konnte
Die Landeskirche Hannovers und ihre Diakonie mit allen Verbänden und Einrichtungen setzen sich weiterhin dafür ein, dass Menschen, die durch Krieg und Verfolgung bei uns Zuflucht suchen, Schutz und Obdach bekommen. Anliegen der Landeskirche Hannovers ist es, Maßnahmen der Integration zu fördern. Dazu gehört auch, dass wir die Bemühungen unterstützen, Menschen in Arbeit zu bringen. Hierzu wollen auch wir als Arbeitgeber unseren Beitrag leisten.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Diakonischen Werks evangelischer Kirchen in Niedersachsen Ansprechpartner für Presseanfragen:
Sven Quittkat Pastor, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Diakonische Theologie Diakonisches Werk Evangelischer Kirchen in Niedersachsen Tel. 0511/3604-402 Mobil 0162/2452306 Mail: sven.quittkat@diakonie-nds.de
Barsinghausen/Reg. Hannover (epd). Die Bürger in Barsinghausen müssen nach Ansicht der evangelischen Pastorin Uta Junginger nach dem Brandanschlag auf ein geplantes Flüchtlingsheim ihr Engagement für Schutzsuchende in der Stadt unvermindert fortsetzen. "Wir dürfen uns davon nicht unterkriegen lassen und auf gar keinen Fall dürfen wir verzagen", sagte die Pastorin der zentral gelegenen Mariengemeinde Barsinghausen am Dienstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Sie selbst habe der Brandanschlag tief erschüttert, sagte Junginger. Bisher habe sie keinerlei Anzeichen für eine fremdenfeindliche Stimmung in Barsinghausen wahrgenommen. "Das macht es mir sehr schwer, eine Antwort auf die Frage nach dem 'Warum' zu geben." Wie ihr gehe es der Mehrheit der Menschen im Ort: "Viele hier sind regelrecht schockiert."
Junginger räumte ein, dass es in der Vergangenheit Probleme mit rechtsextremen Gruppierungen gegeben habe. Diese lägen allerdings schon einige Jahre zurück. Um das Jahr 2013 habe es immer wieder Auseinandersetzungen um das inzwischen geschlossene linksalternative Jugendzentrum "Falkenkeller" gegeben. "Man kann also nicht behaupten, in Barsinghausen habe es nie Probleme gegeben."
Gerade in der jüngsten Vergangenheit hat laut Junginger aber eher eine positive Aufbruchsstimmung geherrscht. Erst vor wenigen Wochen habe sie in ihrer Gemeinde einen Infoabend zu der Aufnahme von Flüchtlingen veranstaltet. "Da kamen 80 oder 90 Leute und alle waren voll bei der Sache, wollten anpacken, wollten integrieren."
Vor diesem Hintergrund müsse der Protestmarsch des Bündnisses "Barsinghausen ist bunt", der am Mittwochabend vom Bahnhof zum ausgebrannten Rohbau führen soll, als Aufbruchssignal verstanden werden. "Glaubensgemeinden, Stadt und Initiativen müssen ihren Weg weitergehen", betonte Junginger. Alle müssten jetzt an einem Strang ziehen und ihren Schock zum Wohle der Flüchtlinge schnell überwinden.
Der Brand in dem geplanten Flüchtlingsheim hatte am Sonnabend nach Polizeiangaben einen Sachschaden von rund 100.000 Euro verursacht. Bei den Löscharbeiten fand die Feuerwehr in dem Rohbau mehrere geöffnete Gasflaschen. Es bestand Explosionsgefahr. Menschen wurden nicht verletzt. Das Heim sollte bis zu 70 Flüchtlinge aufnehmen. Bereits Ende März sollten die ersten 48 Menschen einziehen.
Neuer Rat der EKD bezieht Stellung zur Situation von Flüchtlingen
Hannover/Brecklum. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat auf seiner heute im schleswig-holsteinischen Breklum zu Ende gehenden Sitzung die Schwerpunkte seiner Arbeit für das Jahr 2016 festgelegt. Ein Kernthema wird der Umgang mit den Herausforderungen durch die hohe Zahl an Flüchtlingen in Europa sein.
Dabei will der Rat alles in seinen Möglichkeiten stehende tun, um die Empathie gegenüber Schutzsuchenden zu sichern, wie sie auch in der Bergpredigt zum Ausdruck kommt. „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“ (Matthäus 7, Vers 12). Dieses Verständnis werde auch in dem ehrenamtlichen Engagement mehrerer hunderttausend Menschen in den christlichen Kirchengemeinden deutlich. Ausdrücklich dankt der Rat allen, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen engagieren. „Geben wir die Empathie auf, geben wir die Menschlichkeit auf“, heißt es in einer einstimmig verabschiedeten Stellungnahme. Gleichzeitig setzt sich die EKD für eine gelingende Integration der Zufluchtsuchenden ein. „Integration darf keine Verlierer hervorbringen, weder unter den Flüchtlingen noch unter der einheimischen Bevölkerung“. Für das Bildungswesen sowie den Wohnungs-und Arbeitsmarkt seien ausreichend Ressourcen für alle zu schaffen.
Ausdrücklich unterstützt die EKD die Bemühungen um eine europäische Lösung. „Menschlichkeit kann nur gemeinsam gelingen“, sagt der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. „Chancen und Lasten der Aufnahme von Flüchtlingen müssen gemeinsam getragen werden.“ Europa wird auch das Schwerpunktthema der diesjährigen Synodentagung der EKD im November in Magdeburg sein.
Einen weiteren Schwerpunkt für die Arbeit im Jahr 2016 werden außerdem die abschließenden Vorbereitungen für das am 31. Oktober beginnende 500. Reformationsjubiläum bilden. Das aktuelle Themenjahr der Reformationsdekade steht unter dem Motto „Reformation und die Eine Welt“. „Die Situation der Flüchtlinge zeigt uns, wie sehr es die Aufgabe von Christen ist, die Not von Menschen aus anderen Ländern zu sehen und zu lindern“, so der Ratsvorsitzende. Das Jubiläum wird am Reformationstag mit einem Festgottesdienst in der Berliner Marienkirche eröffnet.
Breiten Raum in der diesjährigen Arbeit des Rates wird aber auch der Blick über das Jahr 2017 hinaus einnehmen. Dazu gehören unter anderem die Förderung eines missionarischen Aufbruchs, neue Begeisterung für den Glauben bei jungen Menschen zu wecken und die Ausgestaltung einer sichtbaren Präsenz des evangelischen Glaubens in der Gesellschaft. „Bei den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit wird sich die Kirche auf der Grundlage des Evangeliums und der christlichen Tradition auch in diesem Jahr öffentlich zu Wort melden“, so der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
Der Rat ist neben Synode und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Er wird gemeinsam von Synode und Kirchenkonferenz für sechs Jahre gewählt und besteht aus 15 Mitgliedern. Vorsitzender des bis 2021 gewählten Rates ist der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, stellvertretende Vorsitzende ist westfälische Präses Annette Kurschus. Die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer, ist kraft Amtes Mitglied des Rates. Weitere Ratsmitglieder sind Bischöfin Kirsten Fehrs, Kirchenpräsident Volker Jung, Bischof Markus Dröge sowie Kerstin Griese, Thomas Rachel, Jacob Joussen, Elisabeth Gräb-Schmidt, Andreas Barner, Stephanie Springer, Michael Diener, Marlehn Thieme und Dieter Kaufmann.
Der Rat hat vom 21. bis 22. Januar auf Einladung der Nordkirche im Christian-Jensen Kolleg in Breklum getagt. Im Anschluss an die Sitzung trifft sich der Rat am selben Ort mit den leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen. Die Begegnungstagung, die am Sonntag endet, steht unter dem Motto „Deutschland 2017: konfessionell befriedet, aber religionszerstritten?“.
Die Stellungnahme des Rates der EKD zur aktuellen Flüchtlings-Situation steht unter www.ekd.de/stellungnahme-fluechtlinge als Download zur Verfügung.
Hannover. Gemeinsam haben die niedersächsische Landesregierung, die Kirchen, Gewerkschaften und Unternehmerverbände das Aktionsbündnis "Niedersachsen packt an" zugunsten von Flüchtlingen gegründet. Der Bischofsrat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der von den sechs Landessuperintendenten und Landesbischof Ralf Meister gebildet wird, unterstrich dieses Engagement auf seiner Klausurtagung im Kloster Loccum.
Auch beim Neujahrsempfang der Landeskirche am 6. Januar 2016 im Kloster Loccum war „Niedersachsen packt an“ eines der zentralen Themen. Landesbischof Ralf Meister betonte das „klare Signal des Gemeinsamen“. Er sagte: „Das Bündnis Niedersachsen-packt-an ist der Ausdruck einer gemeinsamen Haltung, die Menschen zusammen hält und sie widerständig macht gegen fahrlässige Argumente, gegen die Bedrohung der Humanität in unserem Land. Wir brauchen gerade in unruhigen Zeiten auch öffentliche Vergewisserung, die Haltungen in unserer Gesellschaft stabilisiert, festhält und fortschreibt.“
Ministerpräsident Stephan Weil hob in seiner Rede hervor, dass es neben dem Einsatz „für Mitmenschlichkeit und Integration und gegen Ausgrenzung“ auch darum gehe, „die notwendigen weiteren Schritte für den schwierigen Prozess der Integration miteinander abzustimmen.“
In den 49 Kirchenkreisen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ist die Flüchtlingsarbeit zu einem Arbeitsschwerpunkt geworden. Für das Jahr 2015 hatte die Landeskirche Sondermittel in Höhe von 3,93 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Auf ihrer Tagung im November bat die Landessynode das Landeskirchenamt für 2016 weitere Mittel in Höhe von 4 Millionen Euro freizugeben. Schwerpunkt der Flüchtlingsarbeit in der hannoverschen Landeskirche ist die Unterstützung von Maßnahmen auf lokaler Ebene in Verantwortung der Kirchengemeinden, Kirchenkreise und diakonischen Einrichtungen. In den Kirchengemeinden wird verstärkt die direkte Begegnung mit Flüchtlingen in den Blick genommen. Die Mitarbeiter in den diakonischen Einrichtungen konzentrieren sich weiterhin auf die Koordination und Begleitung freiwilliger Helfer und die Beratung und Unterstützung in Einzelfällen sowie auf Aufgaben in Notunterkünften und Erstaufnahmelagern. Im Bereich der Bildungsarbeit stehen der Spracherwerb, religiöse und kulturelle Bildung, Vermittlung von Alltagskompetenzen und die Qualifizierung Ehrenamtlicher im Zentrum. Ein entscheidender Beitrag ist auch die Moderation und Vermittlung von Foren und Runden Tischen, bei denen Ängste und Fragen zur Integration thematisiert werden.
Die Initiatoren von „Niedersachsen packt an“ stellten das Bündnis am 30. November 2015 in Hannover vor. In dem öffentlichen Aufruf heißt es: „Gemeinsam mit den geflüchteten Menschen wollen wir für Werte wie Menschlichkeit, soziale Gerechtigkeit und die Gleichberechtigung von Mann und Frau eintreten. Auch die Freiheit der Religionsausübung gehört zu unserer Gesellschaft der Vielfalt, die entschlossen gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus eintritt. Wir freuen uns über alle, die mitmachen.“ Ziel ist es, die Eingliederung von Flüchtlingen und Asylsuchenden in die Gesellschaft voranzubringen, u. a. in den Bereichen Bildung, Arbeit und Wohnungsbau. Bis zu dreimal im Jahr sind Integrationskonferenzen geplant. Die öffentliche Auftaktveranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fand am heutigen Donnerstag in Hannover statt.
Eine neue Sprachlern-App der Diakonie in Niedersachsen soll Flüchtlingen den Weg in den deutschen Alltag erleichtern. Bis zu 800 häufig benutzte Vokabeln kann die App in 50 Sprachen übersetzen - und ermöglicht den Neuankömmlingen so, selbstständig Deutsch zu üben.
Hier finden Sie weitere Informationen und einen Link zum Download der App:
Theophile Divangamene kam vor 23 Jahren aus dem Kongo nach Deutschland. Heute leitet er in Hannover eine evangelische Migrantengemeinde. Und er will es Flüchtlingen einfacher machen, sich in dem neuen Land zurechtzufinden.
Hannover (epd). "Gibt es hier jemanden, der Freude empfindet?", ruft Pastor Theophile Divangamene auf Französisch in die Runde. Die Zuhörer klatschen und lachen - neun Erwachsene und zwei kleine Kinder aus Ruanda, Madagaskar und der Elfenbeinküste. Die Stimmung ist prächtig in der multikulturellen christlichen Gemeinde Bethanien, die jeden Sonntagnachmittag zum Gottesdienst im Gemeindehaus der evangelischen Auferstehungskirche in Hannover zusammenkommt. Die Migranten sind dort zu Gast, manchmal feiern beide Gemeinden gemeinsam. Viele der Besucher sind erst seit wenigen Monaten in Deutschland. Hier in der Gemeinde haben sie eine neue Heimat gefunden.
Divangamene selbst ist vor 23 Jahren aus dem Kongo gekommen. In Hannover hält der 47-Jährige seit drei Jahren Gottesdienste auf Französisch. Wenn Deutsche dabei sind, übersetzt er sich selbst. Seine Predigt dauert gut dreißig Minuten. Doch die Zeit vergeht schnell, wenn der studierte Politikwissenschaftler und Theologe mit ausholenden Handbewegungen und spontanen Gesangseinlagen erzählt. So wie der Hirtenjunge David in der Bibel keine Angst vor dem Riesen Goliath hatte, sollten auch seine Zuhörer keine Angst vor der neuen Sprache und dem neuen Land haben, sagt er. "Es gibt immer Leute, die euch entmutigen wollen, aber ich sage euch: Geht euren Weg weiter."
Einer der Besucher ist der 29-jährige Kouassi von der Elfenbeinküste. Er lebt seit sieben Monaten in einem Flüchtlingswohnheim. Von den Gottesdiensten hat er durch Deutschkurse erfahren, die Divangamene dort gibt. "Wir kommen hierher, um eine neue Familie zu finden, und es ist wie eine Art Therapie", sagt Kouassi. Viele im Wohnheim seien durch die Flucht traumatisiert. In der Gemeinde träfen sie Menschen aus ihrer Heimatregion und könnten Neuigkeiten austauschen. "Und wir können Französisch reden."
Allein in der Region Hannover gibt es rund 50 evangelische Gemeinden anderer Sprache und Herkunft. Ihre religiösen Ausrichtungen sind sehr unterschiedlich: Einige sind Baptisten und pflegen die Erwachsenentaufe, andere gehören zu den Methodisten oder zur Pfingstbewegung. "Jede Gemeinde hat ihre eigene Art von Frömmigkeit", sagt Michel Youssif. Der 55-Jährige ist Pastor der arabisch-deutschen Gemeinde in Hannover. Auch im Alltag gebe es Unterschiede. Weil etwa orientalische Menschen nicht so pünktlich seien, beginne der Gottesdienst in den arabischen Gemeinden immer schon zwei Stunden vorher mit einem gemeinsamen Essen.
Seit einem Jahr führt Youssif den Vorsitz der Internationalen Konferenz Christlicher Gemeinden (IKCG). Dieses Netzwerk wurde von Migranten-Gemeinden aus ganz Niedersachsen gegründet, um die Zusammenarbeit untereinander und mit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zu stärken. In einer Resolution hat die Konferenz Anfang Oktober ihr Engagement für die Flüchtlingsarbeit bekräftigt.
"Die Migranten-Gemeinden spielen jetzt eine große Rolle", erläutert Michel Youssif. Deren Mitglieder sprächen dieselbe Sprache wie die Flüchtlinge und kämen aus derselben Kultur. "Da kann jemand mitfühlen, und die Menschen öffnen sich." Gleichzeitig wüssten die schon früher Zugewanderten aber auch, wie das Leben in Deutschland ist. In ihrer Resolution nennen sie sich deshalb "Brückenbauer".
Als solcher sieht sich auch Theophile Divangamene. In seinen Deutschkursen geht es deshalb nicht nur um die Sprache. "Ich unterrichte, wie man sich hier benehmen oder anziehen sollte, um einen guten Eindruck zu machen." Außerdem begleiten er und sein kleines Team Flüchtlinge zu den Behörden, zum Arzt oder Jobcenter und organisieren Ausflüge in den Zoo oder Schlossgarten in Hannover. "Wir müssen in den Leuten Interesse wecken und ihnen zeigen, was in Deutschland möglich ist, damit sie sich integrieren können."
Die Zusammenarbeit zwischen Migranten und Deutschen ist dem quirligen 47-Jährigen wichtig. "Wir möchten keine Ghettoisierung, wir wollen Austausch." Im November und Dezember nimmt seine Gemeinde an zwei interkulturellen Gottesdiensten teil, bei dem Christen aus der ganzen Welt zusammenkommen. Das sei die ideale Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen, erklärt Divangamene seinen Leuten schmunzelnd. "Dieses Land bietet viele Möglichkeiten für gute Migranten. Ich bin ein Beispiel."